Schweinefleisch ist der unangefochtene Liebling unter den Fleischsorten der Deutschen. Mit 34,1 kg liegt der jährliche Pro-Kopf-Verzehr weit vor dem von Geflügel- und Rindfleisch mit 13,8 kg bzw. 10 kg. Und das ist kein Wunder, denn fast alle Körperteile werden verwertet, landen als Roulade, Haxe, Schinken, Wurst, Schnitzel, Steak oder dem klassischen Sonntagsbraten auf dem Teller oder auf dem Brötchen. Toll, könnte man denken, zumindest wird wenig davon weggeworfen und der Lebensmittelverschwendung entgegengewirkt. Doch punktet Schweinefleisch hier tatsächlich in Sachen Nachhaltigkeit? Nein, sagen Experten, die sich mit der Klimabilanz auseinandersetzen. Ein Blick über den Tellerrand ist also dringend nötig.
Im Jahr 2013 haben Wissenschaftler des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg den CO2-Fußabrduck sowie die Umweltbilanz von Schweinefleisch ermittelt und in einem Bericht veröffentlicht. So wurde je Kilogramm Schweinefleisch ein CO2-Äquivalent von 2,4 bis 16 kg errechnet. Zum Vergleich: Eine Autofahrt von 100 km verursacht in etwa Emissionen dieser oberen Größenordnung. Nur Rindfleisch liegt hier mit 9 bis 33 kg noch höher als andere Fleischsorten. Die Erklärung für diese großen Spannweiten liegt in der unterschiedlichen landwirtschaftlichen Produktion des Fleisches. Unterschiede in Vermarkung und Schlachtung spielen hingegen eine geringere Rolle. Daher schlussfolgert die ifeu: „Optimierungsmöglichkeiten im Hinblick auf die CO2-Produktion beim Schweinefleisch sind vor allem in der landwirtschaftlichen Erzeugung und in gewissem Umfang bei der Vermarktung zu suchen.“ Aber was bedeutet das für den Verbraucher?
ersetzt in jüdischen und islamischen Kultur- und Religionskreisen oftmals Schweinefleisch, das hier tabu ist. In Deutschland werden dagegen laut Statistischem Bundesamt pro Kopf und Jahr nur 0,6 kg Fleisch von Schaf und Ziege verzehrt.
Wichtig ist es, schon beim Einkaufen genau hinzusehen. Vor allem Gütesiegel können Aufschluss darüber geben, wie es um die Ökobilanz des Produkts steht. Professor Volkmar Nüssler, Geschäftsführender Koordinator des Tumorzentrums München (TZM) engagiert sich als Arzt nicht nur für gesunde Ernährung aus nachhaltiger Landwirtschaft, sondern insbesondere auch für eine artgerechte Nutztierhaltung. Denn sie wird nicht nur dem Bewegungsdrang der Tiere gerecht, sondern sichert ihnen auch naturbelassenes Futter. Für Nüssler ist die Sache klar: „Grundsätzlich gilt, dass Bio-Fleisch ökologisch eher akzeptabel ist als solches aus konventioneller Produktion.“ Schweinefleisch mit dem EU-Bio-Siegel – und natürlich auch das jedes anderen Tieres – sei nachhaltiger erzeugt worden, erklärt er und ergänzt: „Positiver Nebeneffekt ist, dass dieses Fleisch auch nach rein wissenschaftlichen Kriterien gesünder ist, denn es weist ein günstigeres Fettsäureprofil mit einem höheren Gehalt an gesunden Omega-3-Fettsäuren auf.“ Hinzu kommt natürlich (wie immer!) der Regionalitätsaspekt. Denn je weiter ein Lebensmittel transportiert wird, desto schlechter ist seine Klimabilanz – Bio und Regio hin oder her. „Fleisch sollte seltener und dafür viel bewusster gegessen werden – Qualität muss vor Quantität gehen“, fordert Nüssler.
Quantität ist ein wichtiger Aspekt in der Nutztierhaltung. So entfällt ein großer Teil der CO2-Äquivalente auf die Produktion der großen Mengen an Futter – und zwar bei allen Masttierarten. Im Vergleich zu Rindern haben Schweine allerdings eine bessere Futterverwertung. Das bedeutet, sie legen mit der gleichen Menge Futtermittel mehr Gewicht zu als Rinder und produzieren folglich mehr Fleisch mit weniger Futter-Ressourcen. Züchter versuchen, die Futterverwertung der Tiere sogar immer weiter zu optimieren. Ein Blick auf die Verdauung zeigt ebenfalls: Weil Schweine keine Wiederkäuer sind, produzieren sie weniger treibhauswirksame Gase. Zugleich argumentieren Landwirte, dass die anfallenden Ausscheidungen der Tiere ein wichtiger Rohstoff für die Energiegewinnung sind, weil sie beispielsweise in Biogasanlagen verarbeitet und anschließend als Dünger genutzt werden können.