Schmerzlindernd: Ernährung bei Menstruationsbeschwerden

Mit entzündungshemmenden Lebensmitteln und Hilfen aus der Kräuterapotheke lassen sich Beschwerden während der Periode durch Ernährung mildern.
Text: Prof. Dr. med. Marion Kiechle | Fotos: Andrea Piacquadio

Fast jede Frau hat schon darunter gelitten: Schmerzen bei der Regelblutung. Mitunter sind sie vor allem in den ersten Tagen derart unerträglich, dass an Arbeit oder Schulbesuch nicht zu denken ist. Besonders häufig trifft es jüngere und schlanke Frauen. In manchen Ländern, etwa in Japan, Korea, Taiwan oder Indonesien, erhalten Frauen mit starken Regelschmerzen pro Monat zusätzlich bezahlte Urlaubstage. Das ist durchaus verständlich, denn wenn es im Unterbauch schmerzt und krampft, will sich jede Frau einfach nur hinlegen und nicht bewegen müssen. Auch helfen die altbewährte Wärmflasche, ein warmes Körnerkissen oder einfach nur Bettruhe nicht immer. Ebenso bringen Magnesium- Pillen bei den krampfartigen Schmerzen meist nicht die erlösende Linderung.

Oft wird die Regel auch von Kopfschmerzen begleitet sowie von einem extremen Unwohlsein mit Völlegefühl, aufgeblähtem Bauch und teilweise Erbrechen. Der Körper ist derartig gestresst, dass auch heftiger Durchfall auftreten kann. Dann werden Schmerzmittel eingeworfen, weil auch Akupressur und Akupunktur keine Besserung gebracht haben.

Wie ein Damoklesschwert schwebt die nächste Periode über den Frauen und sie fragen sich: Ist das krankhaft? Wird das immer so sein? Der Gang zur Frauenärztin ist obligat. Ursachen einer schmerzhaften Regelblutung, medizinisch Dysmenorrhoe, können hormonelle Störungen sein, gutartige Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut, wie sie bei einer Endometriose vorliegen, oder auch Myome, gutartige Geschwulste der Gebärmuttermuskelschicht. Manchmal lösen auch Verwachsungen nach Operationen oder Entzündungen die Beschwerden aus. Und auch seelische Ursachen nach einem seelischen Trauma wie etwa einem sexuellen Missbrauch sind möglich.

Omega-Säuren verschiedener Lebensmittel

Entzündungsfördernd: Lebensmittel mit viel Omega-6- Fettsäuren:

Wurst, Fettes Fleisch, Fleisch von Allesfressern (Rind, Kalb, Reh), Innereien (Schweineleber), Schweineschmalz, Vollmilchprodukte, Eier

Alternative Lebensmittel mit weniger Omega-6-Fettsäuren:

Magerer Schinken, Mageres Fleisch, Fleisch von Pflanzenfressern, Wildfleisch, Rapsöl, Leinöl, Walnussöl, Fettarme Milchprodukte

Entzündungshemmend: Lebensmittel mit viel Omega- 3-Fettsäuren:

Hering, Lachs, Makrele, Heilbutt, Sardine, Aal, Chiasamen, Leinsamen, Walnüsse, Mandeln, Avocado, Bohnen, Rosenkohl, Rapsöl, Leinöl, Walnussöl

Neutrale Lebensmittel ohne Omega-6- Fettsäuren:

Gemüse, Obst, Salat, Beeren, Pilze, Soja

Ernährung kann heilen

Je nach Ursache können neben Schmerzmitteln auch Hormone oder eine Operation helfen. Aber was ist, wenn der Gynäkologe keine behandelbare Ursache findet? Müssen sich betroffene Frauen mit einer symptomatischen Schmerzmitteltherapie oder der Pille zufriedengeben oder gibt es weitere Behandlungen? Werfen wir einen Blick in die Apotheke von Mutter Natur, die mit Heilkräutern wie Mönchspfeffer, Schafgarbe, Johanniskraut und Frauenmantel in Form von Tees, Tropfen, Dragees oder Entspannungsbädern einiges zu bieten hat (siehe Infobox). Mönchspfeffer beispielsweise fördert die Bildung des Gelbkörperhormons und gleicht somit Hormonimbalancen aus, die rund um die Periode zu Unterleibs- und Brustschmerzen führen können. Doch auch die Ernährung kann auf die Schmerzausprägung einen entscheidenden Einfluss haben (siehe Tabelle).

Tierische Lebensmittel fördern Schmerzhormone

Hierzu ein kleiner Auszug in die Welt der Schmerzhormone: Regelschmerzen werden über Gewebehormone, sogenannte Prostaglandine, ausgelöst. Sie befeuern alle entzündlichen Prozesse im Körper und sind beispielsweise auch für die Gelenkschmerzen bei Rheuma verantwortlich. Für die Bildung des Gewebehormons Prostaglandin werden essentielle, ungesättigte Fettsäuren aus der Omega- 6-Familie benötigt. Wichtigster Vertreter dieser schmerzfördernden Fettsäuren ist die Arachidonsäure. Sie ist vor allem in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs enthalten, etwa in fettreichem Fleisch, insbesondere von Allesfressern wie Schweinen, in Innereien, Schmalz und tierischen Fetten. Aber auch Eier und Vollmilchprodukte weisen hohe Konzentrationen an Arachidonsäure auf. Deshalb gilt: Wird der Verzehr dieser Lebensmittel eingeschränkt, sinkt der Arachidonsäurespiegel in den Körperzellen und vermindert so die Bildung der entzündungsfördernden Prostaglandine.

HeilpflanzenAnzuwenden alsSymptomeBeispielpräparat
Frauenmantel + Schafgarbe + GänsefingerkrautTee, Mischung 1:1:1,
5 Tage vor der Periode, tgl. abends einen TL auf eine Tasse, 7 Min. ziehen lassen
Krampfartige UnterbauchschmerzenIn der Apotheke die getrockneten Kräuter frisch mischen lassen
GänsefingerkrautTropfen, 5 Tage vor der Periode mit der Einnahme beginnenKrampfartige Unterbauchschmerzenenthalten z.B. in Anserinae Tinctura
TraubensilberkerzeTropfen, 5 Tage vor der Periode mit der Einnahme beginnenKrampfartige Unterbauchschmerzenenthalten z.B. in Dysmenorrhoe-Gastreu
MönchspfefferTropfen, Tabletten, 5 Tage vor der Periode mit der Einnahme beginnenKrampfartige Unterbauchschmerzen, Brustschmerzenenthalten z.B. in Agnucaston® oder Mastodynon®
MutterkrautTropfen, 5 Tage vor der Periode mit der Einnahme beginnenKopfschmerzenenthalten z.B. in Nemagran®
LavendelEntspannungsbad, zum äußerlichen Einreiben, oder als Kompresse bei akuten SchmerzenKrampfartige Unterbauchschmerzen(Bade)-Öl oder Bademilch
MelisseEntspannungsbad bei akuten SchmerzenKrampfartige Unterbauchschmerzen(Bade)-Öl oder Bademilch
SchafgarbeEntspannungsbad bei akuten SchmerzenKrampfartige UnterbauchschmerzenGetrocknetes Kraut aus der Apotheke

Ernärung während der Periode: Omega-3-Fettsäuren schützen

Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn Sie zusätzlich viel der entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen. Ihr wichtigster Vertreter ist die Eicosapentaensäure (EPA), die die Bildung der Prostaglandine hemmt. Dies wirkt sich übrigens insgesamt positiv auf die Gesundheit aus und beugt beispielsweise auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs vor. Nur ein ausbalanciertes Verhältnis von Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren gewährleistet ein entzündungsfreies Milieu im Körper.

Optimalerweise sollte unsere Ernährung einen Omega-6/Omega-3-Quotienten von 5:1 aufweisen. Leider liegt er in unseren Breitengraden aber bei 10 bis 20:1, so dass ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren besteht. Keine Sorge: Sie müssen nicht Vegetarierin werden. Greifen Sie lieber auf mageres Fleisch insbesondere von Pflanzenfressern wie Rind, Kalb und Reh zurück sowie auf fettarme Milchprodukte oder Sojamilch, um Ihre Omega-Fettsäuren in die richtige Balance zu bringen. Doch sollten Sie nicht mehr als vier Eier und zwei Portionen Fleisch pro Woche essen.

Günstige Eiweißquellen sind Fische wie Hering, Lachs, Makrele, Sardine und Aal, weil sie auch viel der Omega-3-Fetssäure EPA enthalten. Empfehlenswerte Öle sind Lein-, Raps- und Walnussöl, da hier eine optimale Omega-3- zu Omega-6-Fettsäurebalance vorliegt. Nehmen Sie außerdem genügend Vitamin E, Vitamin C, Zink und Selen auf, weil sie durch ihre antioxidative Wirkung ebenfalls Entzündungsprozesse abmildern.

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