Lebensmittelsiegel im Check

Durchblick im Labeldschungel

Neben Nährwerttabellen und Gewichtsangaben zieren Lebensmittel immer mehr auch verschiedenste bunte Siegel.
Fotos & Text: Nina Schmidt

Von Bio über Fair Trade bis Fisch: wir stellen die wichtigsten Lebensmittelsiegel und Kennzeichnungen vor und erklären, was dahinter steckt.

Foto: ec.europa.eu

Eu-Bio-Logo

Das EU-Bio-Logo müssen alle verpackten Bio-Lebensmittel tragen, die in der EU produziert wurden. Unverpackte Bio-Produkte können dieses Lebensmittelsiegel freiwillig tragen. Es ist auf Fleisch- und Milch-, Gemüse, Obst, Gewürzen, und Getreideprodukten zu finden. Wenn das Logo verwendet wird, garantiert es folgende Punkte:

  • Die Zutaten stammen mindestens zu 95 Prozent aus ökologischem Landbau
  • Keine Nutzung von Gentechnik
  • Es gibt eine höchstzulässige Anzahl von Tieren pro Hektar sowie artgerechte Haltung
  • biologische Futtermittel sowie ein Verbot von präventiver Antibiotika-Gabe
  • Keine Verwendung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln
  • Es sind nur 53 Zusatzstoffe zugelassen
  • Die Codenummer der zuständigen Kontrollstelle ist gut sichtbar

Deutsches Bio-Siegel

In seinen Anforderungen ist das deutsche Bio-Siegel mit dem EU-Bio-Logo vergleichbar. Der Unterschied zum EU-Bio-Logo: Das Deutsche Bio-Siegel ist freiwillig. Da es in Deutschland bei den Verbrauchern aber großes Vertrauen genießt, wird es oft zusammen mit dem europäischen Bio-Logo verwendet.

Foto: Demeter

Demeter

Demeter hat sich als einer der ältesten ökologischen Anbauverbände noch strengere Kontrollen auferlegt als sie beim EU-Bio-Logo und beim Deutschen Bio-Siegel gelten. Um dieses Lebensmittelsiegel auf das Produkt drucken zu dürfen, muss mindestens 50% des Futters müssen vom eigenen Betrieb oder Betriebskooperation stammen. Auch sind beispielsweise Enthornungen der Tiere, um Platz im Stall zu sparen, verboten.

Foto: Bioland

Bioland

Bioland ist der führende Verband für ökologischen Landbau in Deutschland. Auch hier herrschen strengere Kontrollen, die weit über die gesetzlichen Vorschriften für Bio-Lebensmittel hinausgehen. Damit Produkte das Bioland-Zeichen erhalten, muss beispielsweise auch die Verpackung recyclebar sein und der Pflanzenanbau energiesparend. Auch auf Gentechnik wird konsequent verzichtet. Das Tierwohl wird unter anderem durch ausreichend Weidegang für Rinder, ständigem Auslauf für Legehennen und einer Transportbeschränkung von maximal 4 Stunden und 200km sichergestellt.

Foto: Initiative Tierwohl

Initiative Tierwohl

Ziel der Initiative Tierwohl als Bündnis von Verbänden und Unternehmen der Land- und Fleischwirtschaft sowie des Lebensmittelhandels ist es, das Tierwohl in der landwirtschaftlichen Produktion stärker zu fördern. Teilnehmende Betriebe verpflichten sich, den Tieren mindestens 10 % mehr Platz zur Verfügung zu stellen als gesetzlich vorgeschrieben. Zusätzlich zu weiteren Kriterien muss jeder Landwirt einmal im Jahr Stallklima und Trinkwasser der Tiere prüfen lassen und für ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten sorgen.

Foto: haltungsform.de

Haltungsform

Die Kennzeichnung „Haltungsform“ auf Produkten ist kein weiteres Siegel,  sondern soll dem Verbraucher eine Hilfestellung geben, indem es bestehende Label und Siegel im Hinblick auf die Tierhaltung in vier Stufen einordnet. In Stufe 1 „Stall­haltung“, die den gesetzlichen Mindest­anforderungen entspricht, fällt beispielsweise das QS-Prüfzeichen . Bei Stufe 2, „Stallhaltung plus“ haben die Tiere mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben und zusätzlich Beschäftigungsmaterial wie Lecksteine oder Strohballen. Das Siegel der Initiative Tierwohl ist dieser Kategorie zugeordnet. Stufe 3 heißt „Außenklima“, bei der die Tiere sowie Zugang zu Außenbereichen haben und die höchste Stufe 4 „Premium“ steht für Biofleisch oder anderes Fleisch mit hohem Tierwohlstandard, das mit dem Neuland-Siegel gekennzeichnet ist. Über die detaillierten Anfordungen für die Einteilung kann man sich auf haltungsform.de informieren.

Foto: Tierschutzlabel

Tierschutzlabel

Das „Tierschutzlabel“ wurde 2011 vom Deutschen Tierschutzbund eingeführt. Es kennzeichnet Produkte, bei denen die Tierschutzstandards deutlich strenger sind als gesetzlich gefordert. Es gibt zwei Stufen, von denen beide Kriterien wie ausreichend Platz für die Tiere und keine zu langen Transportwege garantieren. Die Premiumstufe mit wesentlich höheren Anforderungen an eine artgerechtere Haltung (2 gelbe Sterne) ist dabei nochmal strenger als die Einstiegsstufe (1 gelber Stern).

Foto: Marine Stewardship Council

MSC

Das MSC-Siegel des Marine Stewardship Councils findet sich auf Meeresprodukten aus nachhaltiger Fischerei. Das Siegel ist auf Initiative des Lebensmittelkonzerns Unilever und der Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) entstanden. Drei Kriterien müssen erfüllt sein, damit das Logo auf das Produkt gedruckt werden darf: Der Fischbestand darf nicht überfischt werden, es muss ein gutes Nachhaltigkeitsmanagement geben und das Ökosystem des Meeres darf nicht beschädigt werden. Das Siegel wurde allerdings schon mehrfach kritisiert, dass die Zertifizierung nicht streng genug sein und auch dass Fischereien das Siegel erhielten, die wegen ihren Fangmethoden in der Kritik stehen.

Foto: ASC

ASC

Für die Fischzucht führend ist das Siegel des Aquaculture Stewardship Council (ASC), das Sozial- und Umweltstandards für konventionell bewirtschaftete Aquakulturen festlegt. Wie beim MSC-Siegel hat auch hier der WWF mitgewirkt. Die Kernthemen des Siegels:

  • Futter aus nachhaltigen Quellen
  • Reduktion des Medikamenteneinsatz
  • Verhindern, dass Abwässer in das umliegende Ökosystem einfließen
  • Gute Sozialstandards für die Arbeiter auf den Zuchtfarmen

Gentechnisch verändertes Soja als Futter ist aber beispielsweise erlaubt. Wer lieber auf Gentechnik verzichten möchte, sollte daher zu Fisch mit dem EU-Bio-Siegel greifen.

Foto: Naturland

Natur­land

Der Bio-Anbau­verband Natur­land vergibt zwei Siegel für Fisch. Produkte aus ökologischer Aquakultur tragen das auch von anderen Lebensmitteln her bekannte Naturland Biosiegel. Betriebe, deren Fisch dieses Siegel trägt, sind verpflichtet, umliegende Ökosysteme zu schützen und für artgerechte Haltung der Fische zu sorgen. Beim Futter wird zudem zertifiziertes Öko-Futter verwendet. Auf Gentechnik und Wachstumsförderer wird verzichtet.

Auch für nach­haltig gefangenen Wild­fisch vergibt Naturland ein Siegel, das „Naturland Wildfisch“ Siegel. Zertifiziert werden in erster Linie kleinere, handwerkliche Meeres- sowie Binnenfischereien. Individuelle Auflagen stellen dabei ein verantwortungsvolles Befischen der jeweiligen Bestände sicher. Die Weiterverarbeitung des Wildfischs erfolgt dann nach den Naturland-Richtlinien für ökologische Produkte.

Foto: www.proweideland.eu

Pro Weideland Siegel

Neben den allgemeinen Bio-Siegeln gibt es für Hersteller von Milch und Milchprodukten gibt es seit 2017 noch ein weiteres Siegel. Das Pro Weideland Siegel legt fest, dass Milchkühe an mindestens 120 Tagen im Jahr für mindestens 6 Stunden auf Dauergrünland weiden und jeder dabei 1000  m2  als Weidefläche zur Verfügung stehen. Außerdem wird mit Futter ohne Gentechnik gefüttert.

Foto: ec.europa.eu

Geschützte Ursprungsbezeichnung

Alle Produktionsschritte – von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zur Herstellung – müssen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach einem anerkannten und festgelegten Verfahren erfolgen, um das g.U. Siegel zu erhalten. Folglich haben Produkte mit dieser Kennzeichnung Merkmale, die mit der Herstellungsregion zusammenhängen. Ein Beispiel hierfür ist Allgäuer Bergkäse, für den nur Milch aus dem Allgäu verwendet werden darf. Der besondere Einfluss der klimatischen Verhältnisse und die lange Tradition der Käseherstellung in dieser Region verleihen dem Käse seine „geschützte Ursprungsbezeichnung.“

Foto: ec.europa.eu

Geschützte geografische Angabe

Das Siegel für die „geschützte geografische Angabe“ ähnelt dem der geschützten Ursprungsbezeichnung optisch sehr, ist aber deutlich weniger streng. Hier muss nur ein Schritt des Produktionsprozesses in der Region erfolgt sein. Das Rohmaterial für das Produkt kann dabei sogar aus einer anderen Region stammen. So könnte das Fleisch den Schwarzwälder Schinken zum Beispiel aus Frankreich kommen, solange die Weiterverarbeitung im Schwarzwald stattfindet.

Foto: ec.europa.eu

Garantiert traditionelle Spezialität

Das Gütezeichen „garantiert traditionelle Spezialität“ garantiert keinen bestimmten geografischen Ursprung, sondern bezieht sich auf ein traditionelles Herstellungsverfahren. Der Prozess ist dabei an keinen bestimmten Ort gebunden. Beispiele mit diesem Lebensmittelsiegel sind Heumilch oder der Serrano-Schinken.

Foto: Fair Trade

Fair Trade

Das Fairtrade-Siegel ist das bekannteste Siegel für Fairen Handel. Kriterien sind unter anderem geregelte Arbeitsbedingungen, Verbot gefährlicher Pestizide, umweltschonender Anbau und eine faire Bezahlung. Zusätzlich zum Verkaufspreis der Ware erhalten die Produzentenorganisationen die „Fairtrade-Prämie“. Die Beschäftigten auf den Plantagen entscheiden dann aber demokratisch gemeinsam, was mit der Prämie passiert. Oftmals werden davon Bücher schulpflichtiger Kinder gekauft oder die Lebenssituation der Arbeiter dort anders verbessert. Dass die auferlegten Kriterien eingehalten werden wird von FLOCERT, einem unabhängigen Zertifizierungsunternehmen kontrolliert.

Foto: GEPA

GEPA

Die GEPA ist kein klassisches Lebensmittelsiegel, sondern der Name eines der größten europäischen Fair-Handelsunternehmens. Die hergestellten Produkte stammen oft aus südlichen Ländern, wo mit den dortigen Produzenten langfristige, faire Handelsbeziehungen geführt werden. Die GEPA finanziert beispielsweise vor, damit Produzenten Saatgut kaufen können und stellt Anstrengungen an, die Situation vor Ort beispielsweise durch Errichtung von Schulen zu verbessern.

Wie ist Ihre Meinung zu dem Thema?
HINWEIS: Um den Artikel zu kommentieren, melden Sie sich einfach mit Ihrem persönlichem Facebook-Account an.

FOODFORUM kennenlernen?

>> Eine Ausgabe kostenlos.