Cholesterin natürlich senken

Cholesterin durch die richtige Ernährung senken

Seit Jahrzehnten gilt Cholesterin als krankheitsauslösendes Schadmolekül. Dabei ist es für unsere Gesundheit unverzichtbar. Wann gilt ein Cholesterinwert als kritisch und wie lässt er sich mit der richtigen Ernährung und Naturstoffen senken?
Text: Prof. Dr. Michaela Döll | Fotos: shutterstock: Explode

Das Blutfett Cholesterin wird von jeder Zelle unseres Körper als Baustoff benötigt. Es ist ein wichtiger Bestandteil unserer Zellmembranen, die für den Stoffaustausch von Zelle zu Zelle sorgen. Auch unser Gehirn benötigt Cholesterin. Dort sorgt das Blutfett für den Nachschub an Nervenzellen und eine „geschmierte“ Informationsübertragung.

Weiterhin ist Cholesterin Ausgangsstoff für die Sexualhormone und spielt „im Konzert“ der Stresshormone eine wichtige Rolle. Es hilft außerdem dabei, in unserer Haut (unter Einwirkung des Sonnenlichtes) das wichtige Vitamin D zu bilden. Und schließlich ist Cholesterin für die Bildung von Gallensäuren und damit für die geregelte Verdauung von Fetten unverzichtbar.

Etwa drei Viertel des im Körper vorhandenen Cholesterins werden hauptsächlich in der Leber, aber auch in der Darmschleimhaut gebildet. Das sind täglich im Schnitt 500 bis 700 Milligramm.

Nur etwa ein Viertel gelangt über fettreiche Nahrung in den Körper. Was bringt es also, auf Butter, Hühnerei und Co zu verzichten? Wenig, denn je geringer der Cholesteringehalt der Nahrung ist, desto mehr drückt die Leber „auf die Tube“ und erhöht ihre Cholesterinproduktion. Je mehr wir dagegen über die Nahrung aufnehmen, umso mehr wird die körpereigene Herstellung gedrosselt. Ein ausgeklügeltes System, das eine stets ausreichende Menge dieses lebensnotwendigen Stoffs sicherstellt.

Das Nahrungscholesterin hat somit kaum Einfluss auf den Cholesterinspiegel im Blut. Ein deutlich erhöhter Cholesterinspiegel (Gesamt- sowie LDL-Cholesterin) gilt in der klassischen Schulmedizin als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Dabei sollte dieser Wert nicht isoliert, sondern stets im Zusammenhang mit anderen vorhandenen Risikofaktoren betrachtet werden – Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Rauchen. Ein erhöhter Cholesterinspiegel ist vor allem dann kritisch, wenn weitere negative Einflussgrößen für die Herz-Kreislauf-Gesundheit vorliegen.

Außerdem müssen wir uns klar sein, dass die Grenzwerte in den vergangenen Jahrzehnten ständig nach unten korrigiert wurden. Während vor einigen Jahrzehnten ein Gesamtcholesterinwert von 280 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) noch als völlig in Ordnung galt, kam es mit den Jahren zu immer weiteren Korrekturen des Zielwertes bis hin zu den heute gültigen 200 mg/dl. Diese Herabsetzung der Grenzwerte hat aus ehemals Gesunden plötzlich kranke Menschen gemacht!

Cholesterin-Zielwerte
  • Gesamtcholesterin – max. 200 mg/dl
  • HDL-Cholesterin   – mind. 40 mg/dl (Männer) mind. 45 mg/dl (Frauen)
  • LDL-Cholesterin    – max. 160 mg/dl*, max. 115 mg/dl**, max. 70 mg/dl***

 

* bei niedrigem, ** bei mittlerem, *** bei hohem Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko

Tatsächlich weisen in Deutschland etwa 70 bis 75 Prozent der 40- bis 70-Jährigen nunmehr einen erhöhten und damit behandlungsbedürftigen Cholesterinspiegel auf.

Allein in den USA waren es gleich über 40 Millionen Menschen. Im Ergebnis bietet diese „Grenzwertkosmetik“ ein enormes Potenzial für cholesterinsenkende Medikamente, allen voran die Statine.

Dazu gibt es vom Robert Koch Institut einen Vergleich zwischen zwei Beobachtungszeiträumen (1987 bis 1999 und 2008 bis 2011). Nach diesen Angaben stieg die Häufigkeit der Einnahme von Statinen bei 65- bis 79-Jährigen um den Faktor 3,7 an. Heutzutage schlucken in Deutschland täglich fünf bis sechs Millionen Menschen nebenwirkungslastige Statine.

Mit chemischen Cholesterinsenkern vorsichtig sein

Cholesterinsenkende Medikamente vom Typ der Statine gehören weltweit zu den am meisten verkauften Arzneimitteln.

Obgleich sie seit Jahrzehnten auf dem Markt sind und zu den besonders gut untersuchten Arzneimittelwirkstoffen zählen, stehen sie oft in der Kritik. Denn über 300 mögliche Nebenwirkungen sind bekannt, und auch schwerwiegende Ereignisse sind darunter. Daher müssen im Bedarfsfall Nutzen und Risiken dieser Medikation sehr sorgfältig abgewogen werden.

Am häufigsten, vor allem bei körperlich aktiven Menschen, sind Muskelbeschwerden wie Steifheit, Krämpfe, Verspannungen und Schwäche. Doch während in Studien zur Verträglichkeit von Statinen die Häufigkeit solcher Muskelprobleme mit nur fünf bis zehn Prozent angegeben wird, sprechen Beobachtungen aus der klinischen Praxis von bis zu 30 Prozent.

Das liegt daran, dass Menschen mit Muskelbeschwerden aus manchen Studien ausgeschlossen oder nicht korrekt erfasst werden. Doch selbst bei einer Häufigkeit von „nur“ zehn Prozent, sind in Deutschland etwa 500.000 Menschen betroffen.

Die Lebensqualität ist in diesen Fällen oft deutlich reduziert, so dass Betroffene das Medikament nicht mehr regelmäßig einnehmen oder gar absetzen.

Naturstoffe statt Chemie

Rotschimmelreis

Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, um einen erhöhten Cholesterinspiegel auf natürliche Weise mit Hilfe von Naturstoffen zu senken. So findet z. B. der fermentierte rote Reis seit vielen Jahren in der Naturheilkunde Anwendung.

Er darf nicht mit dem haushaltsüblichen normalen Reis (auch nicht dem rotschaligen) verwechselt werden. Der fermentierte rote Reis, auch Rotschimmelreis genannt, erhält seine Farbe durch die Tätigkeit von Mikroorganismen, welche die rotbraunen Farbstoffe bei der Fermentierung bilden.

Dazu werden weiße Reiskörner mit dem Hefepilz Monascus purpureus versetzt. Bei dieser Reaktion entstehen neben den Farbstoffen eine Reihe interessanter Stoffwechselprodukte.

So ist der rote Reis in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) schon seit Jahrhunderten als Heilmittel bekannt und wird beispielsweise bei Durchblutungsstörungen eingesetzt. Seit einigen Jahrzehnten steht der rote Reis auch in Europa im Fokus der Forschung.

Inzwischen ist bekannt, dass beim Fermentationsprozess bestimmte chemische Verbindungen entstehen – die Monacoline –, die einen positiven Ein uss auf erhöhte Blutfettwerte haben. Das Monacolin K hemmt ein wichtiges Enzym, das für die Cholesterin- synthese benötigt wird. Dadurch wird ein erhöhter Gesamt- und LDL-Cholesterinwert gesenkt.

Gleichzeitig wurde in wissenschaftlichen Untersuchungen auch ein Anstieg des „guten“ HDL-Cholesterins beobachtet. Doch nicht nur das: Auch die Blutwerte der Triglyzeride gingen zurück, die den größten Teil der Nahrungsfette ausmachen und ebenfalls das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.

Foto: David Gabrielyan

Auf wissenschaftlich geprüfte Bioqualität achten

Wer sich für diesen Naturstoff entscheidet, muss einiges bei der Auswahl eines geeigneten Präparates beachten.

So sollte man nur zu Präparaten greifen, die auf mögliche Begleitstoffe wie etwa Pilzgifte untersucht wurden und zudem wissenschaftlich geprüft sind (z. B. ArmoLIPID® aus der Apotheke). Wenn die klassischen Statine schlecht vertragen werden, dann rät man allerdings auch von der Anwendung des fermentierten roten Reises ab.

Da Monacolin K (ebenso wie die Statine) ein Stoffwechselzwischenprodukt blockiert, welches nicht nur für die Cholesterinsynthese, sondern auch für die körpereigene Herstellung von Coenzym Q10 benötigt wird, ist es sinnvoll, auf eine zusätzliche Versorgung mit Coenzym Q10 zu achten. Dieser Mikronährstoff ist unverzichtbar für die Funktion der Muskeln im Körper (vor allem des Herzmuskels).

Die körpereigene Herstellung von Coenzym Q10 lässt ab etwa dem 40. Lebensjahr deutlich nach, wodurch sich der Bedarf„von außen“ für ältere Menschen zusätzlich erhöht.

Foto: Couleur

Grapefruitkernextrakt

Der Grapefruitkernextrakt (GKE) ist besonders reich an pflanzlichen Bitterstoffen (vom Typ der Flavonoide).

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass diese Pflanzeninhaltsstoffe einen positiven Einfluss auf erhöhte Blutfettwerte haben und gefäßschützend wirken. Aber nicht nur das. Der GKE scheint auch den Insulinstoffwechsel und damit die Verwertung von Kohlenhydraten günstig zu beeinflussen.

Vor allem bei Übergewichtigen ist häufig nicht nur der Cholesterinwert erhöht, sondern auch der Zuckerhaushalt in eine Schieflage geraten.

Menschen mit Diabetes mellitus haben aufgrund ihrer Stoffwechselerkrankung per se ein erhöhtes Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Natürliche Entzündungshemmer schützen das Herz

Die Bitterstoffe im GKE können zudem eine durchblutungsfördernde und auch entzündungshemmende Wirkung entfalten.

Und bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben Entzündungen immer ihre „Finger im Spiel“. Darum sind natürlich vorkommende Entzündungshemmer auch besonders interessant. Da Umweltgifte (insbesondere chlororganische Verbindungen) im Verdacht stehen, auch Stoffwechselstörungen und Übergewicht zu fördern, ist es hier bei der Auswahl geeigneter Produkte wichtig, auf Ware aus biologischem Anbau zu achten.

Auch die kombinierte Anwendung von GKE mit Vitamin C etwa aus der Acerolakirsche ist sinnvoll, da Vitamin C die Wirksamkeit der Flavonoide um ein Vielfaches verstärkt und Vitamin C selbst positiv in den Cholesterinstoffwechsel eingreift (zum Beispiel CitroPlus®-Bio-Präparate der Firma GSE).

Vitalpilze

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) nehmen eine Vielzahl von Vitalpilzen seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle ein.

Für die Normalisierung erhöhter Blutfettwerte und den Schutz der Blutgefäße ist vor allem der Reishi (glänzender Lackporling), der Shiitake, der Coriolus (Schmetterlingstramete) sowie der Auricularia (Judasohr) von Bedeutung, ebenso der Cordyceps (Chinesischer Raupenpilz).

Beispielsweise begünstigt der Shiitake-Pilz den Fettabbau in der Leber und die Umwandlung des „schlechten“ LDL- in „gutes“ HDL-Cholesterin. In einer wissenschaftlichen Studie mit jungen Frauen zeigte sich, dass dieser Pilz dem Anstieg des Cholesterinspiegels trotz ungünstigem Fettverzehr entgegenwirken kann.

Ähnlich günstige Wirkungen auf den Cholesterinstoffwechsel konnten auch für den Cordyceps nachgewiesen werden.

Foto: Hans

Einzigartige Inhaltsstoffe mit vielfältigen Wirkungen

Gleichzeitig üben viele dieser Vitalpilze einen günstigen Einfluss auf den (erhöhten) Blutdruck aus und wirken entzündungshemmend, was die Blutgefäße gesund hält.

Für die cholesterinsenkende und gefäßschützende Wirkung von Pilzen werden besondere Inhaltsstoffe verantwortlich gemacht, etwa das Cholin, die Phytosterine sowie spezielle Nukleinsäurekomplexe, die man ansonsten in der Natur kaum findet. Pilze werden in Form von Pulvern angeboten, die aus dem gesamten Fruchtkörper gewonnen werden, oder aber als Extrakte, in denen die pilzspezifischen Wirkstoffe angereichert sind.

Empfehlenswert ist es, beides zu kombinieren und auch mehrere Pilze gleichzeitig anzuwenden. Auch hier sollte man darauf achten, dass das Pilzpräparat von zertifizierten Laboren sorgfältig analysiert wurde. Am besten Bioqualität wählen (z. B. Terra Mundo, www.terra-mundo.de).

Foto: CDC

Probiotika

Inzwischen hat es sich herumgesprochen – der Darm„mischt“ bei nahezu allen gesundheitsrelevanten Vorgängen mit, so auch im Fettstoffwechsel.

Die „falschen“ Darmbakterien können Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte und Störungen des Zuckerstoffwechsels begünstigen. Auch viele Medikamente, darunter Statine, Blutdrucksenker und Schmerzmittel, stören das Darmmikrobiom.

Probiotische Keime können hier eine positive Wirkung entfalten. In einer wissenschaftlichen Untersuchung wurde ein aus mehreren Bakterienarten bestehendes Multi-Spezies-Probiotikum auf seine Wirkung hinsichtlich Cholesterinspiegel und Zuckerstoffwechsel untersucht (OMNi-BiOTiC® HETOX light von Allergosan, Apotheke).

Bereits nach dreimonatiger Anwendung nahm das Gesamtcholesterin um knapp 20 Prozent ab. Außerdem verbesserte sich nicht nur das Verhältnis von LDL- zu HDL-Cholesterin zugunsten des „guten“ HDL-Cholesterins deutlich, sondern auch die Blutzuckerwerte.

Es lohnt sich also, bei„Entgleisungen“ des Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels die Darmbesiedler durch eine Stuhlprobe zu checken und gegebenenfalls mit „guten“ Keimen gegenzusteuern.

FAZIT: Bei erhöhtem Cholesterinspiegel müssen nicht immer cholesterinsenkende Medikamenten eingenommen werden. Oft entfalten auch Naturstoffe positive Wirkungen auf Fettstoffwechsel und Gefäße und das Cholesterin lässt sich durch die richtige Ernährung senken. Der Wert sollte zudem immer in Zusammenhang mit anderen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren beurteilt werden.
Wie ist Ihre Meinung zu dem Thema?
HINWEIS: Um den Artikel zu kommentieren, melden Sie sich einfach mit Ihrem persönlichem Facebook-Account an.

FOODFORUM kennenlernen?

>> Eine Ausgabe kostenlos.